Aus Pressebericht Stadtgespräch Melle, vom 9.August 2007

 

                                               

Tiere für ein ganzes Leben

 

Petra Kösterke hat ein Herz für Schildkröten/

Regelmäßig Nachwuchs aus Hobbyzucht

 

 

 

Lebhaft geht es im Haus von Petra Kösterke zu. Kaum das man durch die Tür tritt, wird man vom freudigen Pfeifen und Trällern zahlreicher Vögel begrüßt, Boxerhündin Zarah lugt mit wedelnder Rute neugierig um die Ecke und begleitet einen in den Garten, wo es neben den Kaninchen noch weitere Bewohner gibt. Und die sind am zahlreichsten und lassen es gleichzeitig am ruhigsten angehen.

Die Rede ist von den Steppenschildkröten. Schon mit 12 Jahren hatte Petra Kösterke ihre erste und seitdem sind ihr diese urzeitlichen Tiere mit den charakteristischen vier Zehen ans Herz gewachsen. Jeder ihrer gepanzerten Freunde hat einen Namen. Was gar nicht so einfach ist, wenn man bedenkt, dass sich manchmal bis zu 30 Tiere oder mehr in den Terrarien und Gehegen der Rödinghausenerin tummeln und sich die sekundären Geschlechtsmerkmale dieser Schildkröten erst nach etwa vier bis sechs Jahren ausprägen. Hier ist es wie bei Schlangen die Bruttemperatur, die über das spätere Geschlecht entscheidet. Frisch aus dem Ei geschlüpfte Tiere sind dementsprechend nicht nach Geschlechtern unterscheidbar. „So muß ich mir immer neutrale Namen wie Kim, Mäuschen, Sternchen oder Toni einfallen lassen", erklärt Petra Kösterke lachend, die diese Tiere als reines Hobby züchtet.

Sind im Haus die kleinen Tiere in den beheizten Terrarien untergebracht, halten es die älteren inzwischen schon gut draußen aus. Schon hat Petra Kösterke einige ihrer Schützlinge aus den Gehegen genommen und auf den sonnendurchfluteten Rasen gesetzt. Ihren Ruf als langsame Tiere wurden sie ganz und gar nicht gerecht, denn quirlig macht sich die ganze Bande in verschiedene Richtungen auf den Weg, das satte Grün zu erkunden. „Da muß man ganz schön aufpassen", so die „Schildkrötenmama" und sammelt ihre Schützlinge mit vollen Händen ein. Sitzend scharrt sie die Tiere zwischen ihren Beinen zusammen und betrachtet das Treiben ihrer Lieblinge versonnen.

Drei große Weibchen und momentan 30 große und kleine, junge und alte Schildkröten, haben bei der Tierfreundin Quartier gefunden. Nimmt man eine in die Hand, ist man erst einmal überrascht, wie warm und trocken sie sich anfühlen; erwartungsgemäß wirkt der Panzer schuppig und hornig, aber die Haut ist samtweich. Interessant ist der Kopf, der sich vorsichtig zurückzieht, sich dann aber – nachdem das Tier gemerkt hat, das keine Gefahr droht – vortraut und man sieht lebendige Augen in einem Gesicht wie aus Stein blitzen: Ein faszinierender Anblick.

„Das ist Captain Hook", zeigt die Rödinghausenerin eines der Tiere. Sofort fallen die schiefe Schnauze und das fehlende Auge auf. "In freier Wildbahn hätte er nicht überlebt und von ihm werde ich mich nie trennen", so Kösterke und haucht ihrem kleinen Schützling einen kleinen Schmatzer auf das runzelige Gesicht.

Am liebsten würde sie ja all ihre Tiere behalten. „Ich suche mir die Menschen, denen ich meine Schildkröten gebe, genau aus", so Kösterke, „jeder kann sich bei mir unverbindlich ein genaues Bild machen und sich informieren, aber niemand sollte sich vorschnell eines dieser Tiere zulegen." Damit wäre man bei ihr an der falschen Adresse. Bevor sich Petra Kösterke nicht sicher ist, dass ihre Tiere in gute Hände gelangen, wird sie auch keines verkaufen.

Für Kinder unter 12 Jahren seien diese Tiere nichts, da würde sie eher Hamster empfehlen. „Schildkröten sind keine Kuscheltiere und schließlich werden sie sehr alt und in diesem Alter kann man nicht sicher sein, dass das Interesse auch noch später da ist. „Für die Haltung von Schildkröten benötigt man zudem sehr detaillierte Kenntnisse und ein spezielles Fachwissen", so die Tierfreundin weiter.

Oft seien es die Väter oder Mütter, die in ihrer Kindheit bereits Schildkröten besessen hätten und sich wieder welche zulegen möchten, die zu Petra Kösterke kommen. Und diese warnt ausdrücklich vor unseriösen und zu billigen Angeboten : „Viele der Tiere, die man für wenig Geld, beispielsweise aus Osteuropa bekommt, sind krank. Der günstige Preis würde schnell durch Tierarztkosten wieder zunichte gemacht und so ein Tier sei ja ein Begleiter für ein ganzes leben. Da sollte man schon darauf achten, von wem man das Tier bekommt, erläutert Kösterke.

Ihr Mann steht übrigens voll hinter ihrem Hobby, auch wenn er manchmal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde und vorschlägt, welche abzugeben, da die Stromrechnung zu hoch werden würde. Auch daran, dass die jungen  „Schildies", wie sie Petra Kösterke liebevoll nennt, regelmäßig mit nach Schweden in den Urlaub genommen werden, hat er sich schon gewöhnt.

          Großfamilie (gestellt)         Captain Hook (li. kein Auge)

 

Bericht von Karl-Hendrik Tittel

Fotos von Petra Kösterke