Winterruhe  
                                         Auszüge aus der Facharbeit von Amine Fehr

Seit 2010 ist Amine Fehr hauptberuflich in ihrer Praxis für Alternative Tiermedizin in Stolberg (Rhld.) tätig.
Ihre Praxis ist beim zuständigen Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz der Städte-Region Aachen gemeldet.

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5.2.2 Winterruhe

Wesentlicher Bestandteil einer artgerechten Haltung von Tieren der Testudo Hermanni - Gruppe, von Testudo Marginata sowie der
meisten Unterarten der Testudo Graeca - Gruppe ist die Winterruhe. Dies gilt auch für Jungtiere. Nur so ist gewährleistet, dass die
Tiere einem natürlichen Jahresrhythmus ausgesetzt sind, der sie langsam und nicht übermäßig wachsen lässt und der wesentlichen
Einfluss auf den Hormonhaushalt und damit auf die Reproduktion hat.

Häufig höre ich in meiner Praxis, dass viele Besitzer immer noch der Meinung sind, dass die Winterruhe den Tieren nicht gut tut. Dabei
ist sie essenziell für die Gesunderhaltung und die dauerhaft erfolgreiche Reproduktion.  Eine fehlende oder falsche Überwinterung
gepaart mit einer falschen Ernährung führt in der Regel zu Erkrankungen unterschiedlicher Art bei den Tieren.
Wie sieht nun eine optimale Vorbereitung der Tiere auf die Winterruhe aus? Wenn die Außentemperatur im Herbst abfällt, reduzieren die
Schildkröten von alleine die Nahrungsaufnahme.

Die Stoffwechselvorgänge werden immer mehr auf ein Minimum heruntergefahren und die Tiere streifen immer seltener umher. Einzelne
kühle oder regnerische Tage verbringen sie geschützt in ihrem Versteck, bis sie schließlich ganz dort bleiben, um Winterruhe zu halten.
Die Dauer der Hibernation ist aufgrund der unterschiedlichen geografischen Lage der Tiere und je nach Art recht unterschiedlich und
reicht in der Natur von 3-4 Monaten bei Testudo Hermanni Hermanni bis hin zu 5 Monaten oder länger bei Testudo Hermanni Boettgeri.

Wir überwintern unsere Tiere von dem Zeitpunkt an, zu dem sie sich selbständig im Frühbeet eingegraben haben (meist Mitte bis Ende
November) bis etwa Mitte März. Die Tiere überwintern entweder im Frühbeet oder werden von uns bei drohendem, dauerhaftem, starkem
Frost in Überwinterungsboxen in der Garage überführt. Einige unserer besonders hart gesottenen Männchen von Testudo Hermanni Boettgeri
verbleiben auch bei wochenlangem strengen Frost im komplett mit Stroh ausgefüllten Frühbeet. So überstehen die Tiere sogar wochenlange
eisige Nachttemperaturen, wie dies im Januar 2011 der Fall war. Die Schildkröten graben sich hierzu bis zu 30 cm tief in das Substrat ein.
Testudo Hermanni Hermanni haben wir auch schon im Kühlschrank überwintert.
Diese Unterart ist etwas empfindlicher und sollte kontrollierter überwintert werden.

Von besonderer Bedeutung ist, dass die Überwinterung in einem trockenen Untergrund ohne Staunässe und Kondensationsfeuchtigkeit
verläuft; dann werden auch Minustemperaturen gut überstanden.
Soweit permanent Temperaturen zwischen 2 und 7 Grad Celsius gewährleistet sind, kann das Überwinterungssubstrat auch gelegentlich
leicht angefeuchtet werden. In die Überwinterungskisten wird ein Erd/Sandgemisch eingebracht und mit 30-40 cm Stroh oder Laub überdeckt.
Jungtiere werden von uns auf die gleiche Art mehrere Monate überwintert, auch bereits im ersten Lebensjahr.

Der Bodengrund in unseren Anlagen besteht aus einer nährstoffarmen Boden-Sandgemisch und Kalksplitt verschiedener Größen. Dies ist den
natürlichen Verhältnissen der Vorkommensgebiete nachempfunden.
Es gibt durchaus kritische Stimmen die vor einem kalksplitthaltigen Bodengrund warnen, da die Gefahr bestehen soll, dass die Tiere mit dem
Futter übermäßig viele kleine Steine aufnehmen, was zum Darmverschluss führen kann.

Dies ist uns in über zehnjähriger Haltung mit diesen Bodengrund niemals geschehen.

Die Vorteile dieses Bodengrundes bestehen zum einen darin, dass er sehr trocken ist und nach Regenfällen auch unmittelbar wieder abtrocknet.
Durch die Nährstoffarmut entsteht außerdem eine günstige Nährstoffzusammensetzung der Futterpflanzen.

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